Banksy ist ein Mythos. Kult. Nicht nur, dass seine Identität unbekannt ist und sich viele Gerüchte um diese ranken, macht den britischen, gesellschaftskritischen Streetart-Künstler zu einem Phänomen. Niemand weiß, wann und wo er ein neues Kunstwerk an Wände oder Leinwände aufbringen wird. Kürzlich sorgte der Aufsehenerregende Künstler für eine neue Schlagzeile. Als bei Sotheby‘s in London Anfang Oktober sein Kunstwerk „Girl with Balloon“ für 1,2 Millionen Euro versteigert wurde, zerstörte es sich noch vor Ort durch einen von Banksy eingebauten Schredder per Fernbedienung selbst. Zumindest teilweise. Und so mutierte Banksys „Girl with Ballon“ zum teilzerstörten Werk, das nun den Titel „Love is in the Bin“ (Liebe im Eimer) trägt. Die ganze Welt sprach über diesen „genialen Künstler“, der es so auch schaffte, „das erste Kunstwerk der Geschichte zu kreieren, das während einer Auktion live entstanden“ sei. Das halb zerstörte, halb erhaltene Kultbild „Love is in the Bin“ ist seit dem 5. Februar erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Im Museum Frieder Burda in Baden-Baden ist es noch bis zum 3. März 2019 zu sehen, bevor es dann als Dauerleihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart verbleiben wird. „Das Interesse der Medien auf die Präsentation in unserem Museum war unglaublich“, so Henning Schaper, Direktor des Museums Frieder Burda. Doch nicht nur die Journalisten stürmten das Museum, sondern auch die Öffentlichkeit wollte dieses einmalige Bild sehen. „Ich sehe Menschen unterschiedlichen Alters und aus allen gesellschaftlichen Schichten voller Erwartung unser Haus betreten, um das einzigartige Werk, dass sie mehrfach abgebildet gesehen haben, auch einmal live im Original zu sehen. Das ist exakt der Mehrwert, den wir als Kunstmuseum bieten können. Wir sind ein sehr guter aktueller Gegenentwurf zur digitalen Welt, denn wir haben hier die Originale. Die Menschen sind voller Vorfreude zum Kabinett gepilgert, haben sich das Werk angeschaut und haben bewusst Informationen aufgesogen“, sagt Schaper weiter. Für die Sicherheit des Kunstwerks vor Ort sorgt der Lingener Kulturdienstleister WWS-Strube, der schon seit vielen Jahren im Museum Frieder-Burda tätig ist. „Natürlich stellt uns dieser Ansturm vor besondere Herausforderungen, aber wir sind ungewöhnliche Situationen gewöhnt und unsere Mitarbeiter deshalb bestens geschult. Es ist schön, Teil eines solchen Kults zu sein. Banksy ist derzeit wirklich der wohl angesagteste Künstler“, berichtet Kurt Strube, Geschäftsführender Gesellschafter von WWS-Strube. „Was mir noch sehr wichtig ist zu betonen: Unser Museum gewährt bewusst freien Zugang zum Banksy-Kabinett, um Banksys Ideal eines demokratischen und unlimitierten Kunsterlebnisses gerecht zu werden. Ich bitte aber alle Besucher um einen freiwilligen Spendenbeitrag für ein gemeinsam mit der Stadt Baden-Baden initiiertes Projekt, das – im Sinne von Banksys sozialem Engagement – die Bildung und Integration junger Flüchtlinge gezielt und nachhaltig fördert. Dazu wird eine entsprechende Spendenbox im Museum aufgestellt“, führt Henning Schaper aus.
Foto: Banksy: Love is in the Bin, 2018, Sprayfarbe und Acryl auf Leinwand, 142 x 78 x 18 cm, Privatsammlung, Foto: Sotheby’s, © Banksy