„Außer Spesen nichts gewesen!“ – Mertens Motorsport durfte wegen der Batterie im Hyundai nicht starten
Das Team DRUCKREGELT&WAPPLER by Mertens Motorsport aus Müllenbach hat keine weite Anreise zum Nürburgring. Gut gelaunt traf der Rennstall von Daniel Mertens am Donnerstag vor dem dritten Lauf der Nürburgring Langstrecken-Serie im Fahrerlager ein. Mit im Gepäck war der Hyundai i30 N Fastback und der Hyundai i30 N Hatchback mit denen am Freitag noch Testrunden und Taxifahrten durchgeführt wurden. Die Piloten Kurt Strube und Stefan Endres griffen für ein paar Einstellrunden ins Lenkrad.
Als Gäste begrüßte Mertens Motorsport Rosi Kötting-Drescher die als langjährige Mitarbeiterin bei Morlock Motors den Duft von Benzin und Gummi zu schätzen weiß. Als zweiter Passagier kletterte Maik Rauhe ins Cockpit, er leitet die Jugend Kart Slalom Abteilung des MSC Adenau e.V. und beide waren nach dem Ritt durch die Grüne Hölle sehr begeistert, das war der schöne Teil des Wochenendes.
Ernüchterung am Freitagabend
Das hellblaue Fastback mit der Startnummer #496 sollte bei der 53. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy in der Klasse VT2-FWD starten und das Team wollte auf die Leistungen beim Saisonauftakt anknüpfen. Doch die Batterie und das Reglement machten einen teuren Strich durch die Rechnung.
Was war vorgefallen?
Teamchef Daniel Mertens führte am Freitagabend wie gewohnt den Hyundai bei der technischen Abnahme bei den Kommissaren vor. Die bemängelten die verbaute Batterie der Baureihe Liteblox LB20, da das Modell nicht in den DMSB-Unterlagen als zugelassen vermerkt war. Mertens hat dieses Modell seit über einem Jahr schon im Einsatz. Laut den Kommissaren ist nur das Vorgängermodell Liteblox LB19 in der Liste eingetragen. Auf der Homepage wird die LB20 seit 2019 mit dem Vermerk FIA/DMSB-Konform beworben.
https://liteblox.de/shop/liteblox-lb20xx-leichte-batterie-fuer-performance-und-motorsport/
Umgehend kontaktierte der Teamchef seinen Ansprechpartner bei Liteblox. Dieser sendete ihm eine Konformitätsbescheinigung für das Modell LB20 zu, dieses hätte er auch 2019 dem DMSB zukommen lassen, er ging davon aus, dass dies genüge. Doch einen offiziellen Antrag auf die Aufnahme in die Liste stellte Liteblox offensichtlich nicht, daran konnten die Kommissare der VLN am frühen Samstagmorgen nichts ändern. Für weitere Fragen war der Zuständige von Liteblox nicht mehr erreichbar. So langsam lief dem Team die Zeit davon noch eine Einigung zu finden, das Qualifying für das 4h-Rennen lief bereits.
Wie ging es weiter?
Kurzerhand entschloss sich das Team die Batterie auszubauen und durch ein zugelassenes Modell zu ersetzen. Dabei mussten auch die Notschalter am Rennwagen entsprechend umgebaut werden. Dank der Routine der Crew war dieser Umbau nach einer Stunde geschafft und der Hyundai wurde erneut vor die Box 2 geschoben und die technische Kommission um eine erneute Begutachtung gebeten. Doch für diese war es bereits zu spät und trotz aller Mühen war das Wochenende für Mertens Motorsport somit zu Ende noch bevor der Pilot Kurt Strube und der Teamchef selbst auch nur eine Runde fahren konnten.
Daniel Mertens erklärt: „Mir gegenüber wurde von Liteblox gesagt, dass die Konformitätsbescheinigung an den DMSB ging, aber anscheinend wurde die Gebühr zur Zulassung in Höhe von 335.- Euro damals nicht bezahlt da es sich um ein Nachfolgermodell handle, welches nahezu baugleich mit dem Vorgänger wäre. In Anbetracht eines Verkaufspreises von über 1000.- Euro für die Batterie ist das doch wirklich kein schmerzhafter Betrag. Ich ging beim Erwerb selbstverständlich davon aus, dass die Angaben auf der Webseite über die Zulassung des DMSB und der FIA stimmen. Liteblox bzw. die Litewerks GmbH als Hersteller ist ja ein großer Name in der Sparte. In den letzten eineinhalb Jahren fuhren wir zahlreiche Rennen mit der LB20 und nie wurde das Modell bemängelt. Heute traf es uns dafür umso härter. Kein Start bedeutet: Außer Spesen nichts gewesen! Nenngeld weg und die gesamte Crew und unser Fahrer sind umsonst zum Nürburgring gekommen.“
…und die Moral von der Geschicht‘:
Mertens wird konkreter und betont: „Wir sprechen hier von einer handelsüblichen und im Rennsport weit verbreiteten Batterie. Diese war korrekt und sicher verbaut und wurde bis dato nie moniert. Mir ist es daher ein großes Anliegen die Rennteams darüber zu informieren zu prüfen, ob sie das Modell LB20 verwenden oder noch besser jede Batterie nochmals mit den Sportkommissaren klären. Denn sie müssen dann nach aktuellem Stand jederzeit, wie in unseren Fall, damit rechnen nicht bei Wettbewerben antreten zu können, da Liteblox die Hausaufgaben nicht fertig erledigt hatte. Wir für uns werden ab sofort auch diese Komponente schon im Vorfeld immer rechtzeitig mit den technischen Kommissaren und deren Listen abgleichen, wir haben teures Lehrgeld bezahlt. Von Liteblox habe ich bis dato keine konkrete Antwort auf meine Bitte um Stellungnahme erhalten.“
Der Teamchef bat am Montag, den 25. April bei seinem Ansprechpartner der Litewerks GmbH in Konstanz um eine Reaktion, bis zum Abschluss des Beitrags erfolgte diese jedoch nicht und wird gegebenenfalls im Nachgang ergänzt.
Kurt Strube, Pilot des Hyundai i30 N #496, wollte sich bei seinem zweiten Rennen im Rechtslenker weiter an das Fahrzeug gewöhnen. Abgesehen von wenigen Umläufen am Freitag bei den Einstellfahrten war ihm das an dem Wochenende nicht mehr möglich. Entsprechend frustriert erklärt der Geschäftsführer der WWS-Strube GmbH: „Ich fahre seit vielen Jahren Langstreckenrennen auf der Nordschleife. Natürlich kam es schon vor, dass ein Fahrerkollege auf der ersten Runde im Qualifying das Auto wegwarf und ich unverrichteter Dinge wieder abreiste. Das kommt im Teamsport vor.“
Er sagt weiter: „Jedoch aufgrund einer Batterie, die laut Herstelleraussage allen Regeln entspricht, aber von ihm trotzdem nicht gültig zugelassen wurde musste ich noch nie einpacken. Das Team hat bis zur allerletzten Minute gekämpft, schlussendlich half es nicht. Wir wären sogar aus der Box nach der dritten Startgruppe nachgestartet und somit fast chancenlos auf Punkte gewesen. Es hat nicht sollen sein.“
„Ich schließe mich Dany an: Rennteams in jeder Serie sollten schauen, ob sie das Modell nutzen und sich bewusst sein, dass die Kommissare hier ein Auge darauf haben können. Für mich war es eine teure Nullnummer. Hinzu fehlen mir nun wichtige Kilometer zur Vorbereitung auf das 24h-Rennen mit dem Team, dem ich trotzdem meinen großen Dank und Respekt für den Einsatz mit ganzem Herzblut aussprechen möchte.“, betont Strube abschließend.
Teammanagerin Julia Zutz war den Tränen nahe, als es feststand, dass selbst ein Nachstart mit der getauschten Batterie und den verbundenen Umbauten nicht mehr möglich war: „Wir waren bereit, wir haben unsere Möglichkeiten ausgeschöpft, aber unser Motor blieb aus. Unser Heimatverein MSC Adenau e.V. war der Veranstalter und daher war es uns ein besonderes Anliegen das Rennen mit Erfolg zu bestreiten. Alle Zuständigen des Vereins die in der Organisation tätig waren, standen uns zur Seite – aber natürlich können auch die keine Regeln umgehen. Wir haben unser Teamzelt aufgebaut, Verpflegung und Ersatzteile mitgebracht und Nenngeld bezahlt. Das war nun alles verschwendete Zeit und Geld.“
Passend zu den Vorfällen besuchte Rosi Kötting-Drescher am Samstagnachmittag noch die Familie Mertens in Müllenbach und überreichte Schlüsselbänder mit „Katastrophe“ darauf. Spätestens ab diesem Moment konnte das Team wieder lachen.
Blick nach vorne
Kurt Strube wird mit DRUCKREGELT&WAPPLER by Mertens Motorsport das 50. ADAC TotalEnergies 24h-Nürburgring im Hyundai i 30 N Hatchback im WWS-Strube-Design bestreiten. Das große Jubiläumsrennen wird vom 25. bis 29. Mai ausgetragen. Auftakt wird am Mittwochabend der Adenauer Raceday, bei dem die Teams ihre Boliden in der Innenstadt präsentieren und die Fans hautnah dabei sein dürfen. Der Donnerstag und Freitag stehen dann unter dem Zeichen der Trainings- und Qualifikations-Sessions. Startschuss zur Hatz zwei Mal rund um die Uhr ist dann am