Wenn Ankommen sich wie ein Sieg anfühlt – Kurt Strube über das ADAC TOTAL 24h Rennen 2020 auf dem Nürburgring


Wenn Ankommen sich wie ein Sieg anfühlt – Kurt Strube über das ADAC TOTAL 24h Rennen 2020 auf dem Nürburgring

 

Lingen/Nürburg: Das 24h-Rennen auf dem Nürburgring ist Motorsportgeschichte. Das härteste Autorennen der Welt wurde vor genau 50 Jahren erstmals auf der legendären Nordschleife ausgetragen. Vom 24. bis 27.09.2020 war nun der diesjährige Motorsporthöhepunkt in der Eifel. Motorsport-Enthusiast und Geschäftsführer der WWS-Strube GmbH, Kurt Strube, nahm zum vierten Mal teil. Von Beginn an fuhr er beim Team Manheller Racing aus Meuspath, für das die Wach- und Werkschutz Kurt Strube GmbH auch ein wichtiger Sponsor ist. Im Gegensatz zu den renommierten Werksteams mit „Rennwagen von der Stange“ startet Manheller Racing mit modifizierten Serienwagen, die in ihren eigenen Klassen noch breitensporttypisch gegeneinander antreten.

 

Foto: Racepics

2019 erzielte das Fahrerquartett mit dem WWS-BMW 330i einen furiosen Sieg in der Klasse V2T. Die Klasse ist für seriennahe Fahrzeuge mit Motoren bis zu 2000ccm und Turbolader. Bei der Nürburgring Langstrecken-Serie gilt sie als die boomende Klasse, da immer mehr Hersteller auf diese Motoren in der Produktion setzen und die Fahrzeuge im Vergleich zu reinrassigen Rennwagen noch kostengünstig, aber mit allen Sicherheitseinrichtungen versehen sind. Manheller Racing ging schon früh in diese Klasse und verfügt daher über viel wertvolle Erfahrung.

 

Das Fahrerquartett setzte sich dieses Jahr aus Kurt Strube (Wietmarschen), Ronny Lethmate (Lingen), dem Briten Martin Owen und dem Berufsrennfahrer Yutaka Seki, der jährlich die Anreise aus Japan antritt, zusammen. Gemeinsam wollten sie den Sieg aus dem Vorjahr mit dem Manheller Racing WWS-BMW 330i #166 verteidigen. Doch das Eifelwetter, das Rennpech sowie das Reglement schrieben die Geschichte letztendlich anders als im Teammanuskript geplant.

 

Die beiden Qualifying-Sitzungen, Donnerstagmittag und in den Nachtstunden von 20:30 Uhr bis 23:30 Uhr verliefen vielversprechend. Alle Piloten konnten sich auf die Gegebenheiten der 25,378 Kilometer langen Streckenvariante aus Grand-Prix-Kurs und Nordschleife bei Herbstwetter einstellen. Schnell stellten die Teilnehmer fest, dass es im Dunkeln, bei strömenden Regen, sehr schwierig ist, Brems- und Einlenkpunkte exakt zu treffen. Auch die Fanbeleuchtung an den markanten Stellen rund um die Nordschleife dieses Jahr fehlte.

 

Camping war aufgrund der Corona-Pandemie und den fehlenden Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung und Hygienevorschriften nicht zugelassen. Lediglich ein paar Tribünen an der Grand-Prix-Strecke waren für registrierte Besucher unter einem strengen Abstands- und Hygienekonzept tagesweise geöffnet, so kamen statt über 200.000 Fans wie in den letzten Jahren nur etwa 8.000 Zuschauer in die Eifel.

 

Foto: K. Strube

Kurt Strube erklärt dazu: „Du kannst schon hunderte Runden bei jedem Wetter auf der Nordschleife gedreht haben, doch bei Regen in der nebligen, stockdunklen Grünen Hölle erkennst du fast nichts. Da waren die Lagerfeuer und Lichtinstallationen der Fans wichtige Orientierungspunkte; diese fehlten. Wenn dann noch Starkregen und die Gischt vom vorrausfahrenden Auto dazu kommt bist du quasi im Blindflug unterwegs.“

 

Mit diesen Eindrücken im Kopf ging es für den WWS BMW #166 am Samstag in die Startaufstellung auf Position Vier der Klasse, um pünktlich um 15:30 Uhr die Hatz zwei Mal rund um die Uhr aufzunehmen. Noch im Grid begann der Reifenpoker bei vielen Teams, dunkle Regenwolken zogen auf, die Wetterfrösche prognostizierten Regen, der in der Nacht dann stärker werden sollte. Bereits nach dem Start gab es in einigen Streckenabschnitten Niederschlag, wovon sich die Piloten des WWS-BMW nicht beeindrucken ließen. Sie behaupteten sich im Feld und fuhren konstante Runden.

 

Doch in der elften Runde erwischte Martin Owen das Pech. Ausgang Brünnchen übersteuerte das Auto in der Rechtskurve und Owen schlug frontal in die Planken, Martin ging es gut, doch der Vorderbau des BMW war zertrümmert. So manches Team hätte sicher nach den Bildern des Unfalls am Livestream sofort mit dem Abbau der Box begonnen; nicht aber die Mannschaft von Stefan Manheller. Hier bereitete sich das Team auf die Reparatur vor und griff beherzt zu, nachdem der beschädigte Wagen im Fahrerlager ankam. Mit allen Mitteln, vom feinsten Schraubendreher bis zum Vorschlaghammer und unter vollem Einsatz gelang es Manheller Racing innerhalb von 4,5 Stunden den WWS-BMW wieder flott zu machen und zurück ins Rennen zu schicken: Das Team-Ziel war jetzt neu definiert: Das schwarz-weiß-karierte Tuch am Sonntagmittag um 15:30 Uhr zu passieren – die Platzierung spielte hier keine Rolle.

 

Samstagnacht ab 22:00 Uhr wurde der Regen immer stärker und die Vorfälle auf der Strecke häuften sich. Daher brach die Rennleitung um 22:33 Uhr mit der roten Flagge das Rennen ab und gab um Mitternacht bekannt, dass am Sonntag um 07:00 Uhr über die Wiederaufnahme entschieden werde, da der Starkregen noch mindestens drei Stunden lang anhalten soll und die Sicherheit aller Beteiligten höchste Priorität hat.

 

Rennleiter Walter Hornung meldete dann pünktlich am Sonntagmorgen, dass das Rennen um 08:00 Uhr mit mindestens einer Runde hinter dem Safety-Car wieder aufgenommen wird und die Restzeit von 7,5 Stunden dann weiter abläuft.

 

Foto: Racepics

Dem Team war schnell klar, dass eine Disqualifikation drohte. Das Reglement schreibt für jeden genannten Fahrer mindestens 15 Runden im Rennen vor. Diese Mindestanzahl war nach der 9,5 stündigen Unterbrechung nicht durchführbar. Trotzdem setzte der WWS-BMW sein Rennen unbeirrt fort, denn das Team wollte ankommen.

 

„Wir machen Breitensport im Team, uns geht es nicht nur um die Wertungen!“, betont Kurt Strube und konkretisiert: „Ankommen war die Devise, da lassen wir uns auch nicht von Unfällen entmutigen. Die Regel mit den Mindestrunden hat noch einige weitere Teams getroffen, aber wir haben das härteste Rennen der Welt ein weiteres Mal bis um Ende gefahren. Das zählt für das Team. Ich fühle mich privilegiert ein Teil des tollen Mannheller Racing Teams zu sein und danke allen von ganzem Herzen für ein weiteres Kapitel in meiner persönlichen Motorsporthistorie. Höchsten Respekt habe ich auch für die Leistung der Sportwarte, die in der Nacht im Regen und eiskaltem Wind ihren Dienst verrichteten – Vielen Dank an die Damen und Herren für diesen Einsatz!“

 

Schon sofort nach dem Rennen stand die Teilnahme bei der 49. Auflage des ADAC TOTAL 24h Rennen 2021 für das Team fest. Diese wird dann voraussichtlich am langen Wochenende zu Himmelfahrt vom 03. bis 06. Juni 2021 stattfinden. Bis dahin gibt es in diesem Jahr noch drei Läufe in der Nürburgring Langstrecken-Serie für den WWS-BMW. Hier steht mit dem sechsten Saisonrennen der 24. Oktober 2020 im Kalender. Den Abschluss der Nürburgring Langstrecken-Serie bildet dann ein weiteres Doppel-Wochenende am 07. und 08. November 2020.

 

 

Text: L. Rodrigues